Sein Weg war lang. Kurvenreich. Mit Höhen und Tiefen. Aber durch welche Gegend seiner Karriere Frank Sinatra auch immer kurvte, er hatte ein stilvolles Gefährt dabei. So wie diesen Ford Thunderbird. 1955 war das, als er sich mit diesem Schmuckstück von seinem Freund, dem Hollywood-Fotografen Frank Worth, ablichten ließ. Den rechten Fuß selbstbewusst auf die Stoßstange gestellt, die Hände in den Taschen, den Hut lässig schräg auf dem Kopf, den Blick in die Ferne gerichtet. Auf dem nächsten Foto lehnt er auf der halb geöffneten Fahrertür, fixiert die Kamera. Der Hut, natürlich, sitzt nach wie vor perfekt schräg. Sein Blick sagt in etwa so viel wie, »Mensch, Junge, jetzt ist gut mit Fotografieren, lass’ uns starten«. Und schon sitzt Ol’ Blue Eyes im Auto, wirft nochmal einen Blick nach hinten zum Fotografen, lächelt – und wir können es hören, wie der V8 ungeduldig vor sich hin blubbert, um endlich die 198 Pferde, die in diesem Donnervogel schlummern, auf die Straße loszulassen.
Und dann ist er vermutlich losgefahren, ab durch die Straßen von Los Angeles. Begonnen hatte die Geschichte mit dem Thunderbird nach einem ersten Tal Ende der 1940er-Jahre – und dem Comeback dank der Rolle des Gefreiten Angelo Maggio in »Verdammt in alle Ewigkeit«. Sinatra gewann den Oscar als bester Nebendarsteller – trotz aller Gerüchte, dass die Mafia bei der Besetzung nachgeholfen habe. Nichtsdestotrotz nahm Capitol Records in Los Angeles Sinatra unter Vertrag und kaufte ihm den 1955er Ford Thunderbird, mit dem ihn Frank Worth ablichtete.
Sinatra bedankte sich für das Vertrauen unter anderem mit dem Album »Songs for Swingin’ Lovers«, das bis heute als eine der bedeutendsten Aufnahmen des »Great American Songbook« gilt. Auf der Kinoleinwand war er ebenso erfolgreich wie auf den Konzertbühnen von Las Vegas. In der Glücksspielmetropole war er dann schnell nicht mehr alleine, sondern wurde zum »Pack Master« des Rat Pack, jenes legendären Künstlerkollektivs aus Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin, Joey Bishop, Peter Lawford und Shirley MacLaine, das zwischen 1959 und 1966 das Sands Hotel mit ihren legendären Bühnenshows aufmischte.
Zum Markenzeichen des Rat Packs wurden nicht nur ihre Komik und ihre Exzesse, auch ihre Haltung und elegante Kleidung, geschneidert in Los Angeles bei Sy Devore, mit der sie den Begriff Coolness auf eine bis heute gültige Weise definierten. Nicht minder legendär auch die Besuche im »La Dolce Vita«, dem Restaurant seines Schauspielkollegen George Raft. 1971 dann der (erste) Abschied aus dem Showbusiness, von dem er nur zwei Jahre später wieder zurücktreten würde. The Voice war weiterhin auf den Bühnen der Welt zu Gast, es folgten noch Welthits wie 1979 »New York, New York« über die Weltstadt, die nie schläft und in der er aufwachen möchte – obwohl er da bereits seit 1948 in Kalifornien lebte, erst in Palm Springs, später eben dann in der jetzt zum Verkauf stehenden Villa.
Am 14. Mai 1998 erliegt Ol’Blue Eyes einem Herzinfarkt. Zu seinen Ehren wurden in Las Vegas für drei Minuten die Lichter ausgeschaltet. The Voice aber lebt weiter. In seinen Songs. In der Popmusik. In seinem unvergleichlichen Stil. Und, wer weiß, vielleicht ist dieser Typ in diesem himmelblauen 56er Thunderbird die Reinkarnation von Frankie Boy. Wir jedenfalls hätten nichts dagegen.
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